Körper - Verkörperung - Entkörperung
        Body - Embodiment - Disembodiment

        Call for Papers

        10. Internationaler Kongress 19.-21.7.2002
        Universität Gesamthochschule Kassel (Standort Holländischer Platz)
        und Wissenschaftliches Zentrum für Kulturforschung der
        Universität Kassel

      Die Körperlichkeit der Zeichen ist ein Thema, das seit der kognitiven Wende
      der Semiotik immer mehr zum Gegenstand zeichentheoretischer Reflexion
      geworden ist. Nachdem der semiotische Strukturalismus lange Zeit das
      Dogma von der Arbitrarität der Zeichen überbetont hatte und in den Zeichen
      nur Strukturen und abstrakte Relationen zu erkennen vermochte, wird heute
      mehr und mehr nach der Materialität, der Leiblichkeit, der Körperlichkeit der
      Zeichen gefragt. Die Körperlichkeit der Zeichen zeigt sich nicht nur in der
      nonverbalen und paralinguistischen Kommunikation, wo der menschliche
      Körper selbst zum Zeichenträger, zur Verkörperung von Zeichen und Bot-
      schaften wird, sondern auch in den Prozessen der kognitiven und damit
      körperlichen Verarbeitung aller akustischen, visuellen und anderen Zeichen
      und Signale im Umfeld der Zeicheninterpreten. Die Frage nach dem Wesen
      der Zeichenkörper und der Verkörperung von Zeichen stellt sich sowohl für
      die Angewandte Semiotik, die konkrete Formen der Körperlichkeit von Zeichen
      untersucht, wie für die Theoretische Semiotik, welche das Wesen der Zei-
      chenträger bei der Entwicklung adäquater Modelle der Zeichen zu bestimmen
      hat. Kaum von der semiotischen Forschung entdeckt, droht an der Schwelle
      zum dritten Jahrtausend die Körperlichkeit und Verkörperung der Zeichen
      bereits zu einem Thema der Vergangenheit zu werden. Angesichts der Vir-
      tualität der Zeichen sowie der Möglichkeiten der Simulation der Körper in
      den neuen Medien und in Anbetracht der Zukunftsperspektiven für verän-
      derte Formen der Körperlichkeit der Zeichen in bioinformatischen Konstrukten
      künstlichen Lebens und in den Symbiosen der Zeichenverarbeitung, die sich
      zwischen menschlichen Körpern und Robotern abzeichnen, stellt sich heute
      die Frage nach der Entkörperung der Zeichen und deren Konsequenzen für
      die Prozesse der Semiose. Nicht zuletzt ist wegen der immer größer wer-
      denden Beanspruchung der Umwelt und ihrer natürlichen Ressourcen durch
      die Materialität der Zeichen die Entkörperung der Zeichen auch ein ökosemio-
      tisches Gebot der Zukunft. Zu Referaten über dieses Rahmenthema und zu
      Vorschlägen über die weitere thematische Gestaltung des 10. Internationalen
      Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Semiotik lädt die Kongressleitung
      hiermit ein. Aktuelles zum Programm wird auch in der Zeitschrift für Semiotik
      bekannt gegeben.

        Ferner gibt die Website der DGS (http://www.semiotik.org)

        Vorläufige Informationen gibt auch die DGS Geschäftsführung,
        Frau Gisela Röller Tel./Fax 00441-486191,
        e-mail Dgsvorstand@aol.com.

        Kongressleitung
        Prof. Dr. Winfried Nöth, Universität Kassel: noeth@uni-kassel.de