Die Documenta-Kataloge


      Zusammen mit den Publikationen zu den voraufgegangenen vier »Plattformen« der
      Documenta 11 bilden die Ausstellugs-Kataloge der Kasseler Schau fast schon eine
      kleine Bibliothek. Schade nur, daß auch die Reader zu den »Plattformen« erst nach
      Eröffnung der Kasseler Schau greifbar sein werden, zur Vorbereitung auf den Be-
      such der Schau also nur taugen, wenn man ab Juli nach Kassel fährt.

      Die offiziellen Publikationen zur Documenta11 erscheinen im Hatje Cantz Verlag und
      werden herausgegeben von Okwui Enwezor, Carlos Basualdo, Ute Meta Bauer, Su-
      zanne Ghez, Sarat Maharaj, Mark Nash und Octavio Zaya. Die Publikationen umfas-
      sen im Einzelnen: Vier Bände mit den gesammelten Vortragstexten der Plattformen,
      »Urbane Vorstellungswelten in Lateinamerika«, eine von der Documenta11 in Auf-
      trag gegebene Publikation zum Thema Stadt in Lateinamerika (herausgegeben von
      Armando Silva), einen klassischen Ausstellungskatalog einschließlich eines beglei-
      tenden Bildbandes und einen Kurzführer zur Ausstellung.

      Die Hotlinks dieser Seite führen zu den Informationen über die jeweiligen Publikatio-
      nen auf der Homepage von HatjeCantz.

        Übersicht aller Documenta 11 Publikationen - bei HatjeCantz



        Documenta11 Katalog

        Ca. 744 S., ca. 600 ­ 700 Abbildungen, Broschur
        Ca. 55,- Euro (unverb. Preisempf.)
        ISBN 3-7757-9085-3 (Deutsch)
        ISBN 3-7757-9086-1 (Englisch)
        Juni 2002


        Documenta11 Kurzführer

        Ca. 120 S., ca. 120 farbige Abbildungen, Broschur
        Ca. 16,- Euro (unverb. Preisempf.)
        ISBN 3-7757-9087-X (Deutsch)
        Juni 2002


        Documenta11 Bildband

        Ca. 250 S., ca. 300 ­ 400 farbige Abbildungen, Gebunden
        Ca. 25,- Euro (unverb. Preisempf.)
        ISBN 3-7757-9088-8 (Deutsch)
        Juli 2002



      Die Publikationen der Plattformen 1-4 werden eine Zusammenstellung von Essays,
      Vorträgen und Diskussionen enthalten. Von unter anderem: Shahid Amin, Homi K.
      Bhabha, Urvashi Butalia, Manuel De Landa, Stuart Hall, Michael Hardt/Antonio Negri,
      Alfredo Jaar, Eresto Laclau, Mahmood Mamdani, Avishai Margalit, Chantal Mouffe,
      Albie Sachs, Abdou Maliq Simone, Wole Soyinka, Ruti Teitel, Susana Torre, Fran-
      çoise Vergès, Immanuel Wallerstein, and Slavoj Zizek.


        Urbane Vorstellungswelten in Lateinamerika

        Ca. 196 S., ca. 200 Abbildungen
        16,5 x 23 cm, Broschur
        Ca. 25,- Euro (unverb. Preisempf.)
        ISBN 3-7757-9077-2 (Deutsch)
        ISBN 3-7757-9078-0 (Englisch)
        Februar/März 2002

      Was ist eine urbane Vorstellungswelt? Dieses Projekt, entwickelt auf Grundlage der
      Untersuchungen, statistischen Analysen und Forschungsergebnisse einer Arbeits-
      gruppe von Urbanisten, Sozialhistorikern und Anthropologen unter der Leitung von
      Armando Silva aus Bogotá (Kolumbien), geht von der These aus, dass urbane Vor-
      stellungswelten an dem Punkt entstehen, wo in der Stadt zu leben nicht mehr not-
      wendigerweise bedeutet, urban zu sein. Urbanität im Sinne dieses Buchs übersteigt
      die Instrumentalisierung von Kategorien von Beziehungen, so dass das Urbane nicht
      nur die kollektive Existenz erlebter und imaginierter Möglichkeiten in einem komplexen
      raum-zeitlichen System darstellt, sondern im Laufe der Zeit auch eine neue Dimension
      möglicher städtischer Reterritorialisierungen entsteht. Nach der Logik, die Silva und
      seine Mitarbeiter aus diesem reterritorialisierten Phänomen der Urbanität von latein-
      amerikanischen Städten ableiten, ist die Erfahrung der imaginierten Stadt am intensiv-
      sten, wenn man sie in solchen Zonen betrachtet, in denen ein neues urbanes Para-
      digma die alten physischen Markierungen der geplanten Stadt überschreibt. So setzt
      das Konzept der Vorstellungswelten nicht nur eine Pluralität von Rastern und Erschei-
      nungsformen der Urbanität voraus, sondern auch eine Anzahl divergierender Erfah-
      rungen, die auf gleiche Effekte verweisen. Dementsprechend beziehen die urbanen
      Vorstellungswelten dieses Buchs sich auf die spezifischen Gegebenheiten von drei-
      zehn lateinamerikanischen Städten, sind aber nicht unbedingt an deren physische Ge-
      ographie gebunden. Urbane Vorstellungswelten in Lateinamerika beschreibt keine sin-
      guläre, allumfassende Idee der urbanen Kultur auf dem südamerikanischen Kontinent,
      sondern setzt mit Hilfe von Texten, Statistiken, Postkarten, Fernsehen und anderen
      Massenmedien, Porträts und Stadtplänen die verschiedenen Kulturen in eine Vielzahl
      dynamischer Beziehungen zueinander.


        Plattform 1

        Demokratie als unvollendeter Prozess
        Ca. 420 S., ca. 30 Abbildungen, 16,5 x 23 cm, Broschur
        Ca. 25,- Euro (unverb. Preisempf.)
        ISBN 3-7757-9081-0 (Deutsch)
        ISBN 3-7757-9082-9 (Englisch)
        April/May 2002

      »Demokratie« ist in unserer Zeit zum Schlüsselbegriff eines breiten Spektrums von
      höchst unterschiedlicher, doch augenscheinlich konvergierender Kontroversen und
      Argumentationen in der globalen Ordnung geworden. Dieses Buch bietet einen Kon-
      text, in dem interpretative und konzeptuelle Ansätze zur Debatte über die Demokratie
      in Politik, Philosophie und Kultur argumentativ entfaltet werden können, als Einspruch
      gegen die neoliberale Ideologie und ihre Verbündeten, die die globale Herrschaft des
      Markts als bestmögliche Lösung proklamieren. Von dieser globalistischen Perspekti-
      ve aus wird die Demokratie als ein noch nicht abgeschlossenes Projekt beschrieben,
      das aber keiner strukturellen Veränderungen mehr bedarf, da es in seinen entschei-
      denden Grundzügen vollendet ist, so dass in Zukunft nur noch kleinere technische
      Anpassungen und Verbesserungen im Detail nötig sein werden. Dies ist auch das
      Selbstbild der großen westlichen Demokratien ­ allenfalls gestehen sie eine »unvoll-
      ständige Durchsetzung« von Gleichheit und Gerechtigkeit ein, aber nie die Grenzen,
      Mängel und inhärenten Probleme dieser Prinzipien. Im Unterschied zu dieser Sicht-
      weise geht dieses Buch, gestützt auf die fundiert dargestellten Standpunkte der
      zahlreichen namhaften AutorInnen, von der Idee aus, dass Demokratie als unvoll-
      endeter Prozess bedeutet, ans Licht zu bringen, was die liberale Demokratie ver-
      spricht, aber nicht erfüllt. Folglich betont es vor allem das Potential der Revision,
      Umwertung, Ausweitung und kreativen Transformation des Demokratiegedankens,
      um mit den Globalisierungsprozessen des 21. Jahrhunderts Schritt zu halten ­ im
      Sinne eines stets offenen, prinzipiell unabschließbaren Projekts, das notwendiger-
      weise hinter seinen Idealen zurückbleiben muss.


        Plattform 2

        Experimente mit der Wahrheit
        Rechtssysteme im Wandel und die Prozesse
        der Wahrheitsfindung und Versöhnung
        Ca. 360n S., ca. 30 Abbildungen, 16,5 x 23 cm, Broschur
        Ca. 25,- Euro (unverb. Preisempf.)
        ISBN 3-7757-9079-9 (Deutsch)
        ISBN 3-7757-9080-2 (Englisch)
        März/April 2002

      Das katastrophale Schicksal des europäischen Judentums in der Zeit des National-
      sozialismus in Deutschland und der Massenmord an Juden und anderen Minoritäten
      im Dritten Reich belasten bis heute PhilosophInnen & HistorikerInnen mit der schwie-
      rigen Aufgabe, diese Ereignisse zu erklären. Doch obwohl der Holocaust seine Be-
      deutung als eminentes Beispiel eines Staatsverbrechens bewahrt, erscheint seine
      völlige Einzigartigkeit inzwischen durch zahlreiche Fälle von staatlicher Willkür, sy-
      stemischer Gewalt, Unterdrückung, Kriegsverbrechen und schweren Menschen-
      rechtsverletzungen ­ insbesondere auf dem Balkan und in Ruanda ­ in Frage ge-
      stellt. Angeregt durch die Debatten über diese Menschenrechtsverletzungen, wer-
      den heute neue, aufsehenerregende Rechtsformen entwickelt, in denen Begriffe
      wie transitional justice, »globale Gerechtigkeit« und »universale Gerichtsbarkeit«
      dazu beitragen, die Bedeutung der richterlichen Souveränität einerseits und der
      Verantwortlichkeit andererseits für die Epoche nach dem Kalten Krieg neu zu de-
      finieren. Experimente mit der Wahrheit verfolgt die Entwicklung der aktuellen De-
      batten über »Wahrheitsfindung und Versöhnung«, neue Formen der globalen Ge-
      rechtigkeit sowie Zeugenaussagen und kollektives Gedächtnis bestimmter Bevöl-
      kerungsgruppen. In den Texten dieses Bandes führen Intellektuelle, Künstler, Filme-
      macher und Historiker eine oftmals schwierige, aber aufschlussreiche Auseinan-
      dersetzung mit der Herausforderung von Rechtssystemen im Wandel.


        Plattform 3

        Creolité und Kreolisierung
        Ca. 180 S., ca. 20 Abbildungen, 16,5 x 23 cm, Broschur
        Ca. 25,- (unverb. Preisempf.)
        ISBN 3-7757-9083-7 (Deutsch)
        ISBN 3-7757-9084-5 (Englisch)
        Juni/Juli 2002

      Immer rascher und weiter um sich greifende Prozesse des kulturellen Synkretismus
      haben weltweit neue Konfigurationen der Identität hervorgebracht. Hierauf reagier-
      ten Theorien der Hybridität, métissage und des Kosmopolitismus, die entwickelt und
      zur Anwendung gebracht wurden, um die polyzentrischen und polysemischen As-
      pekte einer neuen politischen Philosophie des Anderen zu erfassen. Unter dem
      Druck des vielgestaltigen lokalen Widerstands bieten diese Konzepte jedoch kein
      adäquates Gerüst mehr, um die zentralen Themen der Differenz und die Asymmetrie
      zeitgenössischer Kulturen zu artikulieren. Die Créolité, die als literarische Bewegung
      in den späten achtziger Jahren in der französischsprachigen Karibik ihren Ausgang
      nahm, wandte sich dem »Chaos« der Geschichte zu, das aus dem Versuch entstan-
      den war, nationale kreolische Identitäten wiederherzustellen. Der darauf aufbauende
      Prozess der Kreolisierung reicht, als Hypothese der kulturellen Produktion, weit über
      die Plantagenkulturen der Karibik hinaus, im Hinblick auf ein nicht-totalitäres Bewusst-
      sein einer bewahrten Diversität, deren umkämpftes Terrain in der Sprache, Identität,
      Politik, Religion und Kultur liegt. Jenseits der tief verwurzelten postkolonialen und im-
      perialistischen Erzählungen von Herrschaft und Widerstand, Zentrum und Peripherie,
      analysiert die Kreolisierung als Theorie kreativer Unordnung aktive urbane Kontakt-
      und Konfliktzonen in beständigemWechsel. Sie unterstreicht die Notwendigkeit einer
      Partikularisierung, die in die soziopolitische und soziolinguistische Geschichte eine
      kreolische Dynamik einführt und so die Territorien von Kunst, Architektur, Tanz, Film,
      Musik, Poesie, Kochkunst, oraler Literatur , Magie und Karneval neu formuliert.


        Plattform 4

        Under Siege: Vier afrikanische Städte
        Freetown, Johannesburg, Kinshasa, Lagos
        Ca. 250 S., ca. 60 Abbildungen, 16,5 x 23 cm, Broschur
        Ca. 25,- Euro (unverb. Preisempf.)
        ISBN 3-7757-9089-6 (Deutsch)
        ISBN 3-7757-9090-X (Englisch)
        Juli 2002

      Die methodischen Verfahrensweisen der zeitgenössischen Urbanistik sehen sich
      mit der Interpretation neuer urbaner Paradigmen konfrontiert, die vor hundert Jahren
      in vielen Städten der Welt noch weitgehend unbekannt waren. Afrikanische Städte
      gelten heute als Beispiele für das Aufkommen neuer urbaner Formationen, die für
      viele ForscherInnen in den Gesellschaftswissenschaften von besonderem Interes-
      se sind. Ihre Untersuchungen haben gezeigt, wie angesichts der Unzulänglichkeiten
      des öffentlichen Sektors urbane Ballungsräume, Strukturen und Institutionen entste-
      hen und so die Möglichkeit für Modernisierung, kulturelle Transformation und die Neu-
      ordnung vieler grundlegender Elemente familiärer Identifikation und Autorität mit sich
      bringen. Aus diesen zumeist improvisierten Veränderungen erwachsen neue Arten
      von Beziehungen und Austausch, Überleben und Auskommen, Solidarität und Wider-
      stand. In dieser polymorphen und scheinbar chaotischen Logik der postkolonialen
      Städte können wir die neuen Zeichen und Codes für den Ausdruck zukünftiger ur-
      baner Identitäten finden. Unter Belagerung: Vier afrikanische Städte unterstreicht die
      zentrale Paradoxie zwischen Rückständigkeit und inhärenter Dynamik, die oftmals
      den Blick auf afrikanische Städte prägt, und entfaltet verschiedene Sichtweisen der
      Subjektivität und der kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Wirklichkeit der
      urbanen Verhältnisse im heutigen Afrika.


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