neue ausstellungsorte
        für fotografie

        teil 2. europa

    Die europäischen Museen, die wir unten vorstellen, sind »neu« in dem
    Sinn, daß sie erst in jüngster Zeit (dem neuen Jahrtausend) eröffnet
    oder - nach Erweiterung oder Renovierung - wieder-eröffnet wurden.
    Manche davon haben wir schon selbst besucht, andere kennen wir
    bloß aus Presseberichten. In allen Fällen aber haben wir uns auf den
    Homepages dieser Museen umgesehen und können mit Freude kon-
    statieren, daß es sich jetzt offensichtlich auch bei den Museen her-
    umgesprochen hat, daß eine »fesche« Homepage die beste Visiten-
    karte des Hauses ist. So hat sich die optische Qualität von Museums-
    Websites in den vergagenen Jahren deutlich verbessert und es macht
    inzwischen richtig Spaß, sie zu besuchen. Nur die nach wie vor sehr
    sparsame Ausstattung der Seiten mit Bildern (also dem, was man bei
    Museen eigentlich in Hülle und Fülle erwartet) enttäuscht noch die Er-
    wartungen. Damit Sie sich Ihr eigenes Urteil von den Homepages der
    hier vorgestellten Häuser machen können, findet sich am Ende jeder
    Kurzvorstellung eines Hauses das Thumbnail der Startseite von des-
    sen Homepage. Wenn Sie auf dies Thumbnail klicken, öffnet sich ein
    neues Fenster, in dem die wirkliche Startseite erscheint.


        Albertina, Wien

    Die Wiener »Albertina« ist eine der weltweit prominentesten Adressen
    für die Kunst der Grafik (Handzeichnung, Holzschnitt, Radierung etc.).
    Seit Jahren stand eine Generalsanierung des Bauwerks an, das sie in
    zentraler Lage in Wie beherbergt. Und wie so oft in Österreich wurde
    die Renovierung zu einer Staatskabale. Aber all die kleinen Intrigen und
    Skandälchen sind jetzt Vergangenheit. Das Haus ist neueröffnet und
    zeigt - unter frischer Leitung - wieder Flagge mit ehrgeizigen Projekten
    bei Forschung und Ausstellungsprogramm.

    Besonders fereun wird Leser des Ikon-Magazins, daß die »Albertina«
    sich im Zuge der Generalsanierung auch der Fotografie geöffnet und
    dieser grafischen Kunst endlich eine eigene Abteilung eingerichtet hat -
    mit Dr. Monika Faber als Kuratorin.

        Die Fotosammlung

    Mit der im Oktober 1999 gegründeten Fotosammlung Albertina wird eine
    wesentliche Lücke in Österreich gefüllt: Erstmals gibt es ein Zentrum für
    Sammel-, Forschungs- und Ausstellungstätigkeit im Bereich historischer
    und zeitgenössischer Fotografie. Mit der Übernahme der vom Wissen-
    schaftler Josef Maria Eder essenziell geförderten Sammlung der Höhe-
    ren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt in Wien wurde das
    Fundament für die neue Fotosammlung geschaffen. Hier finden sich ne-
    ben Atelierfotografie, früher Farbfotografie und piktorialistischen Arbeiten
    vor allem Wissenschaftsfotografie (Kurzzeit-, Röntgen-, Mikro- und Chro-
    nofotografie). Einen weiteren Mittelpunkt bildet die Sammlung des für seine
    Fotobildbände ("Die Blauen Bücher" und "Der Eiserne Hammer") legendä-
    ren Verlags Langewiesche (Leihgabe der Österreichischen Ludwig-Stif-
    tung, Wien) mit dem Schwergewicht auf Sachfotografie der Zwanziger-
    und Dreißigerjahre. Die weiteren Bestände reichen von den Anfängen
    des Mediums bis zur Gegenwart, ein Fokus liegt auf der US-amerikani-
    schen Fotografie der Sechziger- und Siebzigerjahre.

    Besonderes Augenmerk wird außerdem den Nachlässen österreichischer
    Fotografen gewidmet, deren Werke durch entsprechende Erwerbungen
    in einen internationalen Kontext gestellt werden.


        Albertina - Ausstellungen

        Albertina - Fotosammlung

        Albertina - Foto-Biobibliothek



        Bawag Foundation, Wien

    Wir bleiben in Wien und wenden uns einem Haus für Gegenwartskunst
    zu, daß seine Existenz dem kulturellen Engagement einer austrakischen
    Großbank (für Arbeit und Wirtschaft) verdankt, die als Sponsor zeitge-
    nössischer Kunst wohl Innovationsgeist und Kreativität auch bei ihren
    Kernaktivitäten signalisieren möchte. Wie dem auch sei -

    die BAWAG FOUNDATION wurde bereits 1974 mit dem Ziel gegründet,
    den Dialog zwischen Kunst und Kunstinteressierten zu fördern und die
    Akzeptanz künstlerischer Arbeit auf eine breitere Basis zu stellen. Als
    eines der ersten Wirtschaftsunternehmen Österreichs nahm die Bank für
    Arbeit und Wirtschaft damit die politische und gesellschaftspolitische Ver-
    antwortung zur aktiven Förderung und Vermittlung von Kunst wahr, wo-
    bei alle Ausstellungen aus nichtprofitorientierten Überlegungen heraus
    erfolgen und weiterhin bei freiem Eintritt zugänglich sind. Seit 1995 kon-
    zentriert sich die Arbeit der BAWAG FOUNDATION auf zeitgenössische
    Kunst mit dem Ziel über internationale Strömungen und Inhalte der Gegen-
    wartskunst zu informieren, wobei keine bestimmten künstlerischen Me-
    dien oder Disziplinen favorisiert werden.

    Mit der Eröffnung einer modernen Ausstellungshalle 1997 im Tuchlauben-
    hof hat die BAWAG FOUNDATION einen Raum bekommen, in dem Vorstel-
    lungen von Ausstellungstätigkeit und Ausstellungskonzepten adäquat um-
    gesetzt werden konnen. Sie unterstützt den klassischen Ausstellungsort
    und damit die Konzentration auf die Kunst und ihre Reflexion. Die Positio-
    nierung ergibt sich dabei durch eine Auswahl von Künstlern, deren Werke
    Qualität, Intimität und Zeitgemäßes und nicht unbedingt Populäres vereinen.
    In vier bis fünf Ausstellungen jährlich werden international relevante Po-
    sitionen der Gegenwartskunst präsentiert, die von einer Katalogreihe be-
    gleitet werden. Ein für Besucher wie für Schulen kostenloses Führungs-
    und Vermittlungsangebot soll weiter dazu beitragen, das Verständnis für
    zeitgenössische Kunst zu fördern.

    Parallel zur Ausstellungstätigkeit erarbeitet die BAWAG FOUNDATION eine
    Kunstsammlung, wobei Hauptwerke aus den Ausstellungen angekauft
    werden. Darüber hinaus wurden auch gezielte Auftragsarbeiten an ein-
    zelne Künstler vergeben.




        Volpinum, Wien

    Wir bleiben noch immer in Wien und nehmen ein weiteres Haus für zeitge-
    nössische Kunst in Augenschein, aber eins, das aus privater Initiative
    resultierte - dem Wunsch des Wiener Sammlerehepaars Ernfried und An-
    dra Fuchs nämlich, ihre Schätze der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
    Und das nicht weit vom Kulturbetrieb im Zentrum der Stadt.

    Der Aufbau der Sammlung VOLPINUM begann Anfang der achziger Jahre
    in München durch Ankäufe der Werke Jo von Kalckreuths (1912-84), des-
    sen Schaffen heute mit ca. 200 Arbeiten im VOLPINUM vertreten ist. In den
    Neunziger Jahren kam internationale Kunst aus dem gesamten deutsch-
    sprachigen Raum hinzu und ­ seit der Übersiedelung nach Wien 1995 ­
    entstand ein neuer Sammelschwerpunkt: junge Kunst aus Österreich und
    den Nachbarländern, vertreten durch Werke der Malerei, Skulptur, Foto-
    grafie und Video.


        Volpinum, Wien - The Yahoo Hitlist



        Franz Gertsch Museum,
        Burgdorf (Schweiz)

    Wir wechseln von Wien in die Schweiz. Dort wurde kürzlich eine weite-
    res »Künstler-Museum« eröffnet, also eins daß nur dem Werk eines ein-
    zigen Künstler gewidmet ist. Der so geehrte Künstler ist Franz Gertsch,
    berühmt als einer der wichtigsten Vertreter des »Fotorealismus« in der
    Malerei außerhalb der Vereinigten Staaten.

    Das museum franz gertsch ist ein privat finanziertes Museum, das dem
    Werk von Franz Gertsch gewidmet ist. Auf gut der Hälfte der Ausstel-
    lungsfläche zeigt das Museum daneben auch Wechselausstellungen mit
    zeitgenössischer Kunst.

    Im April 1998 kam es zu einem Treffen zwischen dem Burgdorfer Indu-
    striellen Willy Michel, VR-Präsident der Disetronic Holding AG, und dem
    Künstler Franz Gertsch in seinem Atelier in Rüschegg. Bereits beim er-
    sten Anblick der Arbeiten von Franz Gertsch war Willy Michel fasziniert,
    und schon bald nach dieser ersten Begegnung fasste er den Entschluss,
    in Burgdorf auf dem zentral gelegenen Areal der ehemaligen Milka Käse-
    rei AG ein Museum für eine zukünftige Gertsch-Sammlung zu errichten.

    Aus einem schon zuvor für das Areal ausgelobten städtebau-lichen Wett-
    bewerb war das Schweizer Architekturbüro Jörg & Sturm als Sieger her-
    vorgegangen. Willy Michel beauftragte das Büro mit dem Museumsprojekt,
    der Baubeginn erfolgte im Sommer 2000; schon im Oktober 2002 konnte
    das Museum feierlich eröffnet werden.

    Den Grundstock der Museums-Sammlung bildet die im Herbst 2001 ge-
    gründete stiftung willy michel. Willy Michel brachte fünf Gemälde und
    einige Holzschnitte, Franz Gertsch ein weiteres Konvolut an Holzschnit-
    ten als Schenkung in die Stiftung ein. In einer einzigartigen Konstellation
    verfügt das Museum nun über das lückenlose Gesamtwerk des Künst-
    lers im Zeitraum 1987-2002.

    Als dynamischer und innovativer Unternehmer beschreitet Willy Michel
    auch bei der Finanzierung des Museums neue Wege. In einem Pionier-
    Modell wurde dem Museum die kommerzielle galerie im park zur Seite ge-
    stellt, die unter dem Motto ãKunst für KunstÒ ihre Erträge zu 100 % in das
    Museumsbudget einbringt und so zur Finanzierung des Museums beiträgt.
    Jeder Kauf in der Galerie dient so dem Museumsbetrieb. Die galerie im
    park vertritt Franz Gertsch exklusiv für die Schweiz und zeigt darüber
    hinaus ein Programm mit junger internationaler Kunst.




        Saatchi Collection, London

    Mit seiner Kunstsammlung hat der Werbemogul Charles Saatchi von An-
    fang an für Furore gesorgt. Da er im Stil eines Peter Ludwig immer gleich
    en bloc einkaufte, stiegen die Preise der von ihm favorisierten Künstler
    nach einem Besuch Saatchis gleich ums Mehrfache.

    Aber soviel Marktmacht genügte Saatchi bald nicht mehr als Kick. Könnte
    man nicht die Strategien, die bei Werbekampagnen funktionierten, einmal
    bei Kunstwerken ausprobieren, wird er sich irgendwann gefragt haben.
    Gedacht, getan. In einer spektakulären Aktion trennte er sich von seinem
    bisherigen internationalen Kunstbesitz und verkündte, er werde von nun
    an patriotisch sein und nur noch britannische Kunst sammeln. Das war
    noch zur Regierungszeit von Maggy Thatcher, der Saatchis Werbeagen-
    tur zweimal zum Wahlsieg verholfen hatte.

    Als Saatchi sich in London nach neuen Talenten und Werken für seine
    Sammlung umsah, besaß die junge Kunst aus dem United Kingdom so
    gut wie keinen internationalen Kredit. Das hatte sich - Dank Saatchis Ak-
    tivitäten - bald geändert. Durch geschickt in der englischen Presse lan-
    cierte Skandalgeschichten waren Künstler wie Tracey Emin, Sarah Lu-
    cas, Jenny Saville, Sam Taylor-Wood, Jake und Dinos Chapman, Chris
    Ofili und allen voran Damien Hirst rasch landesweit in aller Munde.

    Den internationalen Durchbruch brachte dann eine Gruppenausstellung
    dieser Künstler mit dem vielsagenden Titel »Sensation«, die in Berlin für
    keinerlei Aufregung sorgte, in New York aber einen Megaskandal produ-
    zierte, weil Oberbügermeister Rudy Giuliani ihre Eröffnung zu verhindern
    suchte, da er Chris OfiliÔs afrikanische Madonna auf Elefantendung als
    Blasphemie empfand, vor der seine Bürger zu schützen seien.

    Nach Jahren cleverer öffentlicher Vermarktung seiner Sammlung als
    Stolz Britanniens, glaubt Saatchi jetzt für genügend Aufmerksamkeit ge-
    sorgt zu haben, um die Sammlung in musealem Rahmen in London prä-
    sentieren zu können und solche Besuchermengen dorthin zu locken,
    daß sich das Unternehmen wirtschaftlich auch noch selbst trägt.

    Ein sehr riskantes Spiel, meinen Insider, denn Saatchi klotzt auch hier,
    indem er sich als Heimstätte seiner Sammlung keinen geringeren Ort
    ausgesucht hat als »County Hall«, die alte Tagungsstätte des Greater
    London Council (des Parlaments von Groß-London, das Maggy That-
    cher vor Jahren abschaffte).

    Warum die Wahl gerade auf dies monumentale Gebäude fiel, erklärt
    die »Saatchi Gallery« auf ihrer Hoempage wie folgt:

    County Hall was selected for its prominence on the South Bank, which
    is an increasingly important center for culture and entertainment in the
    capital. The Saatchi Gallery also believes that new British art is the most
    exciting in the world and needs a dedicated showcase.

    The proximity of the London Eye, one of Europe's biggest tourist attrac-
    tions was obviously another important consideration. However, the sui-
    tability of so many magnificent rooms with very high ceilings was para-
    mount in selecting this venue to present contemporary art.

    The Saatchi Gallery will concentrate on exhibiting art from its own collec-
    tion, including large scale shows by the Chapman brothers, Tracey Emin,
    Damien Hirst, Sarah Lucas and Jenny Saville but will also present exhibi-
    tions from other international collections and museums that would be of
    interest to a UK audience.

    Overall however, The Saatchi Gallery's primary focus will be to concen-
    trate and promote young British artists. Charles Saatchi will continue to
    curate and install many of the exhibitions, but outside curators will be in-
    vited to curate shows and host touring programs from other museums.


        Saatchi Gallery - The Yahoo Hitlist