»HyperKult 11«
      Das Unsichtbare - Medien, Spuren, Verluste

      Fachgruppe »Computer als Medium« im Fachbereich
      »Informatik und Gesellschaft« der Gesellschaft für
      Informatik e.V.
      Labor Kunst und Wissenschaft
      Rechen- und Medienzentrum und Fach Kulturinfor-
      matik an der Universität Lüneburg
      4.-6.7. 2002

    Medien, auch digitale, lassen sich nur an dem beobachten, was sie an Form-
    bildungen zulassen oder verhindern. In ihren frühen Zeiten erkennt man an
    ihnen also das, was mit ihnen (noch) nicht geht: Bilder offenbaren ihre Pixel-
    struktur, Musik klingt technoid, Szenen sind in bleiches Mondlicht getaucht,
    Filme ruckeln, Netze lassen auf sich warten. Es haben sich so Stile gebildet,
    die aus der Not ein Ausdrucksmittel gemacht haben, die mit der Form des
    Mediums spielen. Im Prozeß der Perfektionierung der Medien verschwinden
    nach und nach ihre Eigentümlichkeiten, sie werden unsichtbar, verlieren ihre
    Form, verschwinden hinter Wahrnehmungsschwellen.
      Läßt sich nun eine Stilgeschichte des Verschwindens schreiben, das
    Kommen und Gehen von Formeinschränkungen, die ursprünglich Folgen von
    Kinderkrankheiten waren? Haben Computermedien also eigene Stile, gibt es
    etwa einen charakteristischen Sound der Soundkarte, eine Faktur des digi-
    talen Bildes, eine Machart des digitalen Kinos? Welche sind die technischen
    Stufen der Unsichtbarmachung digitaler Medien? Und was bleibt, wenn das
    alles verschwunden sein wird?
      Unsichtbarkeit kann aber auch absichtlich hergestellt werden, zum
    Zwecke der Privatheit auf der einen, zum Zwecke ihrer Aufhebung auf der
    anderen Seite. User hinterlassen unfreiwillig Spuren, die - unsichtbar - frem-
    dem Zwecken untergeordnet werden. Markierungen verbergen sich in Do-
    kumenten, unsichtbar, unhörbar, unlöschbar, und hinterlassen so Spuren
    auf Festplatten und WebSites. Gibt es Wege zur Sichtbarmachung dieser
    Spuren? Wie läßt sich Anonymität und damit Unsichtbarkeit im Netz ins Werk
    setzen? Das Thema läßt Zugänge aus vielen Richtungen zu: aus der Technik,
    die den Rahmen des allmählichen Verschwindens der digitalen Medien steckt,
    aus den Geisteswissenschaften, die die Ränder des Sichtbaren sichtbar ma-
    chen könnten, aus der Kunst, die das unsichtbare Medium sichtbar macht.

        Organisation
        Rolf Großmann
        Martin Schreiber
        Martin Warnke

    Literatur »HyperKult« Geschichte, Theorie und Kontext digitaler Medien, her-
    ausgegeben von Martin Warnke, Wolfgang Coy und Georg-Christoph Tholen,
    Stroemfeld Verlag, Basel 1997

        Internet
        http://www.uni-lueneburg.de/hyperkult